Was für Aussichten in Glienicke ...

25.11.15 – von Petra Bajorat-Kollegger –

Haben wir wirklich keine anderen Sorgen?

"Wohlauf, lasst uns (eine Stadt und) einen Turm bauen, dessen Spitze bis an den Himmel reiche, dass wir uns einen Namen machen." (1.Mose 11,4)

In Glienicke soll er laut Bürgermeister zwar nicht bis in die Wolken ragen, aber so hoch werden, dass man Glienicke bitte schon von Lübars erkennen kann. Eine solche Hybris ist schon anderen Orten nicht gut bekommen. Die Babylonier sprachen danach dauerhaft unterschiedliche Sprachen.

Nach dem Motto: "Und täglich grüßt das Murmeltier ..." oder mehr der Jahreszeit angepasst: "Alle Jahre wieder", bietet das Thema Aussichtsturm über viele Ausgaben des Glienicker Kurier hinweg immer wieder Grundlage für Artikel. Der Aussichtsturm spaltet die Fraktionen einerseits von innen und eint andererseits Mitglieder verschiedener Parteien in gemeinsamer Überzeugung.

Grafik: Peter Lipka 2015Zu finden ist er, glücklicherweise, bisher nur auf dem Papier, dafür aber auf recht teurem, denn über 5.000 Euro hat die Gemeinde für drei Entwurfszeichnungen bereits bezahlt, obwohl noch gar nichts beschlossen ist. Als Dauerbrenner wandert der Turm von einem Jahreshaushalt in den nächsten. Nur die eingeplante Summe verändert sich - natürlich nach oben. Derzeit stehen 200.000 Euro zur Debatte. Mein Antrag auf Streichung wurde abgelehnt. Seinen Platz soll der Turm in den Eichwerder Moorwiesen finden, was nicht ganz unproblematisch ist, weil Moor bekanntlich ja nicht der beste Baugrund ist.
Ein erster ausgewählter Standort wurde bereits verworfen, nachdem ein Schildower Bürger, dessen Haus und Garten durch Besucher des an dieser Stelle geplanten Turms unter ständiger Beobachtung gestanden hätten, androhte, sein nicht unerhebliches Erspartes, für eine Klage vor Gericht gegen das unerwünschte Bauwerk einzusetzen.

Jetzt haben sich die Befürworter des Glienicker Towers, zu denen ich, wie Sie sicher bemerkt haben, definitiv nicht gehöre, ein neues Fleckchen ausgeguckt. Dieses wird nun für weitere 5.000 Euro auf seine Tauglichkeit überprüft. Ganz reales Geld für einen hoffentlich imaginär bleibenden Turm. Mehr als 10.000 Euro Ausgaben, ohne dass überhaupt schon eine Entscheidung für die Errichtung getroffen wurde. Verkehrte Welt. Aber mich wundert nichts mehr, wenn einer der Hauptverfechter als wichtigstes Argument bringt: "Zum Thema Turmbau gibt es nur zwei Meinungen - meine und eine Falsche."

Petra Bajorat-Kollegger

Ich persönlich hoffe, dass doch noch die Vernunft siegen wird und sich nicht nur eine Handvoll Gemeindevertreter ein besonders teures Weihnachtsgeschenk auf Kosten der Glienicker Allgemeinheit gönnen dürfen.

Alle Mitglieder der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN/PIRATEN in Glienicke, egal ob für oder gegen den Turm, wünschen Ihnen frohe Weihnacht und ein glückliches neues Jahr!

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Glienicke | Glienicke_HL | Kachel

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