Zukunft oder Vergangenheit - Hortgebäude in Schildow

28.04.22 –

Die schwierige Entscheidung zum Hortgebäude in Schildow

Manchmal ist es egal, wie man sich entscheidet – eine perfekte Lösung, die alle glücklich macht, findet man selten. Das alte Hortgebäude in Schildow ist ein solcher Fall.

Unstrittig ist, dass mehr Platz für die Hortkinder benötigt wird.

Dafür kommen zwei Möglichkeiten in Frage. 
Ein Weg ist es, das alte Gebäude zu erhalten, es jedoch energetisch so gut wie möglich zu sanieren, technisch aufzurüsten und mit einem modernen Anbau zu erweitern. Der zweite Weg wäre der Abriss des alten Hortgebäudes, einhergehend mit einem hochenergieeffizienten Neubau, räumlich und technisch auf dem neuesten Stand.

Die Substanz des alten Gebäudes scheint nach 85 Jahren überraschend gut zu sein, deshalb zielte unser erster Gedanke klar auf dessen Erhalt. 
Hat es doch Jahrzehnte den Ortskern von Schildow geprägt und viele Bürger in Ihrem Leben begleitet. Es ist ein Stück Identifikation und Erinnerung an Ihre Schulzeit.

Allerdings ist es auch die Aufgabe der Politik, über den Tellerrand hinaus zu blicken. Wir sehen unsere gesellschaftliche Aufgabe unter anderem auch darin, sachlich, ökonomisch und umweltbewusst zu handeln und zu gestalten. 

Zum Kern der Diskussion zurückkehrend, stecken in dem Begriff „Alte Schule“ mindestens zwei grundlegende Fragen:
Erstens, warum soll ein Abriss notwendig sein, wenn das Gebäude trotz seines Alters doch noch ganz gut in „Schuss“ zu sein scheint? 
Und zweitens wurde es 1936 als Schule konzipiert und sollte daher unter Abstrichen auch weiterhin als pädagogische Einrichtung funktionieren. Warum also nicht weiter als Hort nutzen? 

Dazu haben wir Recherchen angestellt und sind im Gespräch mit Experten auf folgende Tatsachen gestoßen:

  • Im bereits fortgeschrittenen Abstimmungsverfahren der EU zum Green-Deal ist vorgesehen, dass für öffentliche Gebäude, die den Energieklassen E und F angehören, eine Nutzungsuntersagung ab 2027 bzw. 2030 erfolgen wird. Die öffentliche Hand ist in jedem Fall verpflichtet die gesetzlichen Klimaziele einzuhalten und kann diese nicht ignorieren. Das unsanierte Gebäude dürfte uns dann nicht mehr als Hort dienen.
  • Wenn wir uns also heute durch eine sehr aufwändige Sanierung in die noch erlaubten Klassen D oder C retten ist absehbar, dass wir einige Jahre später vor erneuten und noch größeren Sanierungsaufgaben stünden. Diese Kosten in Millionenhöhe fehlen dann für andere Projekte. Wollen wir das?
  • Zumal eine brandschutztechnische Überarbeitung dieses Gebäudes ebenfalls notwendig, aufwändig und ein großer finanzieller Aufwand sein wird. 

Die jüngste Entwicklung lenkt den Fokus auf einen weiteren wichtigen Aspekt: Die voraussichtlich extrem steigenden Betriebskosten
Alte Gebäude, auch die mit dicken Mauern, sind nicht energieeffizient. Eine dicke Mauer macht ein Gebäude träge in Erwärmung und Abkühlung, verändert aber den Dämmwert und damit die Heizkosten nicht. Dazu kommt, dass auch die Gemeinde Mühlenbecker Land klimatechnisch Gesicht zeigen und ihren Beitrag zur Senkung des CO2-Ausstoßes leisten will.

Und dann kommen wir zum Hauptpunkt, unseren Kindern:
Das Hort-Personal votierte mehrheitlich für den Neubau – können doch moderne, pädagogische Konzepte umso besser umgesetzt werden, wenn die Räumlichkeiten speziell dafür geplant sind. Die Möglichkeiten flexiblerer Raumnutzungen wurden sehr positiv bewertet. 

Letztendlich haben wir das Gespräch mit Mitgliedern der Bürgerinitiative „Erhalt macht Schule“ gesucht. 2000 Unterschriften sind ein Beweis dafür, dass viele Bürger emotional aufgewühlt sind. Schließlich haben einige sogar noch die eigene Schulzeit in der damaligen Schule verbracht. Wir haben die vielschichtige Problematik gemeinsam durchgesprochen und die Argumente für die Expertenprüfung aufgenommen.

Die unter Berücksichtigung dieser Punkte zu treffende Entscheidung war keine leichte. Die reinen Errichtungskosten beider Varianten sind annähernd vergleichbar. Die Unterschiede liegen in der langfristigen Nutzungssicherheit, im klima- und kostenfreundlichen Betrieb, in der besseren Umsetzbarkeit pädagogischer Konzepte, in der flexibleren Nutzbarkeit und im Verzicht auf ein liebgewordenes Gebäude.
Unsere Fraktion B90/Die Grünen in der Gemeindevertretung des Mühlenbecker Landes hat somit geschlossen für einen Neubau gestimmt. Wir werden zusätzlich erneut den Antrag stellen, bei der Planung den bestmöglichen energetischen Standard anzustreben. Auch Abriss und Verwertung der alten Baustoffe kann bei mehrheitlichem Willen der Gemeindevertretung durchaus ökologisch gestaltet werden. Und wir werden darauf achten, dass das neue Gebäude ein optisch ansprechender Zweckbau wird und sich harmonisch in das Ortsbild einfügt.

Wir möchten ein Gebäude für unsere Kinder, auf das künftige Generationen ebenso liebevoll schauen, wie heute auf die alte Schule.
In Kürze werden alle Bürger des Mühlenbecker Landes aufgerufen, sich bei einem Volksbegehren für oder gegen den Abriss des Hortes zu positionieren.
Ab einer Wahlbeteiligung von 25 % wird die dort getroffene Entscheidung ausschlaggebend für die weitere Vorgehensweise sein. Ansonsten entscheidet die Gemeindevertretung. 

Thomas Henning

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Jugend | Kachel | Mühlenbecker Land | Soziales | Stellungnahme | Umweltschutz

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