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14.01.13 –
Lebensweise und Esskultur werden in der Kinderzeit erlernt. Kita- und Schulessen sowie Ernährungsbildung sind wichtige Schlüssel, um die Wertschätzung für leckeres und gesundes Essen zu steigern, die Besonderheiten von regionalen, ökologisch erzeugten und saisonalen Produkten zu vermitteln sowie die individuellen und globalen Auswirkungen verschiedener Ernährungsstile zu verdeutlichen. Diese Erkenntnisse sind nicht neu, einem größeren Publikum wurden sie vor über 100 Jahren durch eine Initiative aus Oranienburg bekannt: In EDEN begannen 1889 innovative Menschen neu über Lebensmittel und Ernährung nachzudenken und begründeten die Naturkostbewegung.
Die Realität sieht aber heute immer noch anders aus: Gut 50 Cent bleiben für den Einkauf der Zutaten für ein Schulessen, wenn alle anderen Kosten des Anbieters abgezogen sind. Das hat jüngst eine Studie in Berlin ergeben. In Oberhavel sieht das nicht viel anders aus. Berlin hat sich aber inzwischen auf den Weg gemacht, das zu ändern.
Das Schulessen eines Großcaterers hat im Herbst 2012 die größte lebensmittelbedingte Krankheitswelle in der Bundesrepublik Deutschland ausgelöst: Über 11.000 Menschen, natürlich vorwiegend Kinder und Jugendliche, erkrankten nach dem Verzehr von mit Noroviren verseuchten Tiefkühlerdbeeren aus China an Brech-Durchfall. Diese waren im Essen eines Caterers enthalten, der – von verschiedenen zentralen Großküchen aus – Kantinen in ganz Deutschland beliefert. Das wirft die Frage auf, ob bei der Gemeinschaftsverpflegung in Kitas und Schulen die richtigen Prioritäten gesetzt werden. Wenn ein niedriger Preis das wichtigste Kriterium für die Auswahl eines Caterers ist, bleiben Qualität, Geschmack und Genuss auf der Strecke. Der Mittagstisch für die Kleinsten wird dann zu einem Spiegelbild für die geringe Wertschätzung für Essen, die uns in Deutschland gemeinhin nachgesagt wird. Dabei ist längst wissenschaftlich belegt, dass eine ausgewogene Ernährung wesentlich zur Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit von Kindern beiträgt. Die frühen Ernährungsgewohnheiten prägen zudem auch den künftigen Ernährungsstil.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat Standards fürs Essen in Kita und Schule definiert, die aber vielerorts nicht eingehalten werden. Wir wollen hochwertige Qualitätsstandards für Gemeinschaftsverpflegung in Schulen und Kindergärten. Zudem sollte es in Schulen immer ein ausreichendes Angebot an vegetarischen und veganen Nahrungsmitteln sowie einen fleischfreien Tag in der Woche geben.
Die bisher weitgehend stark kostenorientierte Ausrichtung der Schulverpflegung hat außerdem dazu geführt, dass funktionierende regionale und ökologische Versorgungsstrukturen für die Gemeinschaftsverpflegung vom Markt gedrängt worden sind. Hier gilt es den Markt nicht allein wenigen überregionalen Großversorgern zu überlassen. Die Belieferung von Schulen und Kitas (sowie Kliniken, Altenheimen und so weiter) in Oberhavel kann Arbeitsplätze vor Ort schaffen und kann einen interessanten Absatzmarkt für die lokale Land- und Ernährungswirtschaft bieten. Dies könnte darüber hinaus mit Ansätzen für die Ernährungsbildung und -erziehung verknüpft werden. Schülerinnen und Schüler gehen der Frage auf den Grund wo wächst mein Essen und Besuchen die Erzeuger.
Wir wollen eine bessere Qualität des Essens in Schule und Kita in Oberhavel und einen Förderschwerpunkt Schulverpflegung in den mit EU-Mitteln finanzierten regionalen Entwicklungsprogrammen wie zum Beispiel LEADER+ und dem Regionalbudget etablieren. Dieser Förderschwerpunkt soll die Entwicklung von Verarbeitungs-, Vermarktungs- und Belieferungsstrukturen in Oberhavel voranbringen.
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