Weniger ist mehr

26.02.15 – von Barbara Neeb-Bruckner –

Impressionen aus dem Planungsausschuss vom 21.01.2015

Vier Etagen eines Gebäudes sind weniger als fünf. Bezogen auf drei geplante Wohnblöcke mit 100 Wohnungen für seniorengerechtes Wohnen auf dem "Moscheegrundstück" im Ortskern bedeutet eine Etage weniger aber ein Mehr an städtebaulicher Qualität und ein Mehr an Akzeptanz durch die Anwohner. Nachdem sich alle Fraktionen als Vorbereitung für den letzten Planungsausschuss nochmals intensiv mit dem Thema befasst und ihre Meinungen als Stellungnahme vorab eingereicht hatten, gab es in der Ausschusssitzung ein einstimmiges Votum für vier Etagen! Auch sprach man sich einstimmig für einen Stellplatz pro Wohnung aus, im Fachjargon einen Stellplatzschlüssel von 1:1. NCC gefielen diese Entscheidungen natürlich nicht, da doch ihre Wirtschaftlichkeitsberechnung auf fünf Etagen basiert und das Grundstück bei der vorgesehenen Bebauungsdichte nun mal keinen Platz für 100 Stellplätze bietet. Die Abstimmung im Anschluss über die Weiterführung des Bauvorhabens unter den neuen Bedingungen brachte eine Mehrheit bei einer Gegenstimme. Unsere Fraktion vertritt weiterhin die Meinung, dass das Grundstück unter anderem aufgrund seiner Größe und Hanglage für das seniorengerechte Bauvorhaben nicht geeignet ist. Weitere Aktivitäten in dieser Richtung werden nicht zu dem gewünschten Ergebnis führen, sondern bedeuten weitere Verzögerung.

Aufgrund unseres Vorschlages, das ehemals für das betreute Wohnen vorgesehene und immer noch unbebaute Grundstück an der Ahornallee 10-14 wieder zu beleben, präsentierte NCC ihre Entwürfe für das im Fachjargon "D4/E4" genannte Baufeld. Den meisten Ausschussmitgliedern ist die Situation dort bekannt, beschäftigten sie sich doch schon vor fünf Jahren damit! Unsere Fraktion kann immer noch nicht nachvollziehen, warum dieses Projekt nicht weiter verfolgt wurde, handelt es sich doch um ein ebenes, größeres Grundstück unweit der Galerie Sonnengarten mit ihren Einkaufsmöglichkeiten. Nachvollziehbar ist der Wunsch von NCC nach einer Änderung des B-Plans ohne "Arkaden". Diese waren 1996 als städtebauliches Bonbon geplant und sahen eine Ansiedlung von Gewerbe, wie kleine Läden, Praxen oder Dienstleistungsbetriebe, um einen Platz vor.

ArkadenHaus mit Arkaden und Staffelgeschoss, Ahornalle Ecke Kornblumenweg

Die gewünschte Akzeptanz beim Gewerbe blieb größtenteils aus, so dass es durchaus sinnvoll ist, die Planung so zu ändern, dass anstelle der Arkaden ausreichend helle Wohnungen gebaut werden können. Die im Ausschuss von NCC vorgestellte Variante verzichtet nicht nur auf die Arkaden, sondern ersetzt zusätzlich die ursprünglich vorgesehenen Staffelgeschosse durch Vollgeschosse. Die Begründung für den Wegfall lautet "...aus konstruktiven, bauphysikalischen, hygienischen und gestalterischen Gründen". Das konnte der Planungsausschuss nicht nachvollziehen, sind doch Staffelgeschosse im Sonnengarten weit verbreitet und bis jetzt sind keine "Hygieneprobleme" nach außen gedrungen. Stattdessen will NCC vier Vollgeschosse mit 92 Wohneinheiten bauen und stellte zusätzlich eine Variante mit "Penthäusern" in der fünften Etage vor. Das stieß beim Ausschuss nicht auf Gegenliebe. Auch hier ist weniger mehr!

Penthouse
Vorgeschlagene B-Plan Variante: vier Vollgeschosse, plus Penthaus in der fünften Etage

NCC sieht 70 Stellplätze auf dem Grundstück vor. Zusammen mit den schon für dieses Baufeld errichteten 64 TG-Plätzen auf der gegenüberliegenden Straßenseite wäre die Stellplatzanforderung von 1:1 mit 134 Stellplätzen für 92 Wohnungen auf den ersten Blick sogar übererfüllt. Was auf dem Papier gut aussieht, würde sich in der Praxis anders darstellen, da die TG-Plätze bereits vermietet sind. Sie müssten nach Fertigstellung der Bauten geräumt werden und die jetzigen Mieter müssten 64 andere Stellplätze suchen. Somit würden in der Realität nur 70 neue Stellplätze zur Verfügung stehen.

Trotz der Bedenken ist dieses Grundstück aus Sicht unserer Fraktion für ältere Bewohner sehr gut geeignet. Aber egal wo gebaut wird, ohne weiteres Engagement der Gemeinde für kommunalen oder genossenschaftlichen Wohnraum können die seitens der Senioren zurecht gewünschten "bezahlbaren" Wohnungen nicht garantiert werden. Hier wünsche ich mir, dass endlich Klartext geredet wird. Unsere Bürger jeden Alters haben ein Recht darauf, dass Verwaltung und Gemeindevertreter zusammen praktikable, städtebaulich verträgliche und nachhaltige Lösungen erarbeiten und umsetzen.

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