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12.05.24 –
Es ist Wahlkampf, für viele Akteure eine Zeit der Versprechungen und populistischen Zuspitzungen. Aber bringt uns das wirklich weiter? Als Zehdenicker Bündnisgrüne sind wir uns einig, das reicht uns nicht, wir müssen stärker darüber reden, welche Baustellen in der Entwicklung unserer Stadt wirklich wichtig sind und wie wir Politik wieder auf eine breite Basis stellen können. Also Inhalt statt Ego!
Hilfreich ist dabei ein Blick über den Tellerrand und so fand am 4. Mai 2024 eine gemeinsame Veranstaltung mit den Bündnisgrünen unserer Partnerstadt Castrop-Rauxel statt. Aber was haben eine brandenburgische Kleinstadt und eine Ruhrgebietsstadt gemeinsam?
Beide Städte mussten mindestens in den letzten 30 Jahren gravierende Veränderungen gestalten, der Abschied von Kohle und Stahl in Castrop-Rauxel setzte bereits in den 70er Jahren ein. Für viele Menschen sind dabei die sozialen und wirtschaftlichen Einschnitte immer noch sehr präsent. In Zehdenick ist Anfang der 90er Jahre mit der Ziegelindustrie ein kompletter Wirtschaftszweig abgewickelt worden, der die Stadt lange geprägt hat. Wenn wir heute über die Gestaltung unserer Städte nachdenken, spielen diese Entwicklungen immer noch eine Rolle und sollten mitgedacht werden. Zu wenig wird aber darüber gesprochen, was das genau bedeutet, welche Probleme aber auch welche Chancen sich daraus ergeben?
Im Auftakt der Veranstaltung standen zwei Dokumentarfilme, die einen Blick auf Wendepunkte in der Geschichte beider Städte werfen: „Grüne Insel im schwarzen Revier“(Castrop-Rauxel 1956) und „Märkische Heide, Märkischer Sand“(Zehdenick 1990). In der anschließenden Diskussion wurde deutlich, dass sich die Entwicklungen seit den 70er Jahren zwar als Strukturwandel beschreiben lassen können, dieses aber zu kurz greift. Wir verstehen darunter meist eine Entwicklung, die zu einem bestimmten Zeitpunkt abgeschlossen ist. Dann sind im Idealfall alle Probleme gelöst, den Einwohner*innen geht es gut, das Leben verläuft in geordneten Bahnen. Karsten Zygowski (B90/Grüne Castrop-Rauxel) stellte mit der Erfahrung aus Castrop-Rauxel aber klar, diese Form der Entwicklung gibt es nicht. Sicherheiten von heute, ob es die Ansiedelung von Industrie oder sozialer Infrastruktur ist, können morgen schon wieder Geschichte sein. Strukturwandel ist kein abschließbarer Prozess.
Spannend war an dieser Stelle ein Vergleich der kommunalen Finanzsituation. Während Zehdenick Mühe hat, die im Haushalt verankerten Projekte tatsächlich umzusetzen und den Haushalt bisher jährlich mit einem großen Posten nicht verausgabter Mittel abschließt, hat Castrop-Rauxel ein Millionendefizit, welches nicht einmal mehr die Grundlage für ein Haushaltssicherungskonzept bildet. Ausgaben können damit nicht mehr selbständig geplant werden. Hier wurde klar: Unsere eingeübte Sicht von den „reichen Brüdern und Schwestern“ im Westen bedarf dringend einer Korrektur, der Austausch zwischen Ost und West eines neuen Impulses!
Und so lautet das Fazit dieses Abends: „Städte im Wandel“ ist keine Überschrift sondern ein kontinuierlicher Prozess, den wir mit breiter Beteiligung gestalten müssen.
Wir danken den Bündnisgrünen aus Castrop-Rauxel für Ihre Unterstützung!
Reiner Merker
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