Nachhaltige Landwirtschaft in Oberhavel fördern

27.02.13 – von Thomas von Gizycki –

Beschlussvorschlag:
Der Kreistag Oberhavel ist der Überzeugung, dass eine ökologisch orientierte, sozial und wirtschaftlich nachhaltige Landwirtschaft mit regionalen angepassten Größenstrukturen und artgerechter Tierhaltung die richtige Antwort auf die

abnehmende Akzeptanz industriell erzeugter Lebensmittel, den Klimawandel und die zunehmenden demografischen Problemen der ländlichen Regionen des Landkreises ist. Der Kreistag setzt sich dafür ein, das agrarindustrielle System mit seinen inakzeptablen ökologischen und sozialen Folgen zu überwinden. Der Kreistag Oberhavel befürwortet einen Kurswechsel hin zu einer nachhaltigen und regional verankerten Landwirtschaft. Das Ziel sind attraktive Dörfer mit vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten als Lebens-, Arbeits- und Erholungsraum und die Verhinderung einer weiteren Abnahme der Bevölkerung in den ländlichen Gebieten. Oberhavel strebt mittel- bis langfristig eine in der Region verankerte, ökologische Landwirtschaft an, die sich ihrer globalen Verantwortung und der Verantwortung für kommende Generationen bewusst ist. Eine Landwirtschaft, die nicht nur Nahrungsmittel produziert, sondern auch die Kulturlandschaft pflegt, die biologische Vielfalt fördert, die Tiere und öffentliche Güter wie Böden und sauberes Trinkwasser schützt, die lebendige ländliche Räume und gute Einkommensmöglichkeiten schafft – also wirtschaftliche, soziale, ökologische und ethische Kriterien gleichermaßen beachtet. Der Kreistag Oberhavel fordert daher die Kreisverwaltung auf, die in ihrem Verantwortungsbereich liegenden Maßnahmen zu ergreifen, um die Attraktivität des ländlichen Raumes zu erhöhen. Dazu zählen:

1. Die Neuausrichtung der Förderpolitik für den ländlichen Raum mit einem gezielten Existenzförderungsprogramm für nachhaltige und innovative Ansätze in der ländlichen Wirtschaft.

2. Die Erweiterung des Bildungsangebotes in der Landwirtschaftsschule mit speziellen Angeboten für nachhaltig wirtschaftende Familienbetriebe.

3. Die Weiterbildung und Sensibilisierung der Mitarbeiter in der Kreisverwaltung für die Besonderheiten und Herausforderungen von kleinen landwirtschaftlichen Betrieben bzw. Betrieben, die eine Umstellung auf den Ökolandbau planen.

4. Die Verbesserung und Erhöhung der Beratungs- und Unterstützungsangebote im Landkreis speziell für kleinere landwirtschaftliche Familienbetriebe.

5. Für eine Ökologisierung der Landwirtschaft brauchen wir eine ökologisch orientierte Schulbildung. Es gilt daher entsprechende Angebote zum Beispiel im Waldhof Zootzen aufzubauen und zu fördern. Oberhavels Kinder sollen frühzeitig lernen, wie ihre Lebensmittel angebaut, gezüchtet, geerntet und verarbeitet werden.

Beschlussbegründung/ -erläuterung:

Die fortgesetzte Industrialisierung der Landwirtschaft, begleitet u. a. vom Verlust von Arbeitsplätzen und Biodiversität, hat in ganz Brandenburg zu einer erheblichen Schwächung der ländlichen Räume geführt - so ist in den landwirtschaftlichen Betrieben zwischen 2003 und 2010 fast jeder vierte Vollzeitarbeitsplatz verschwunden. Die in Oberhavel noch vorhandenen kleineren bäuerlichen Familienbetriebe verfügen nur noch über einen unbedeutenden Anteil an der landwirtschaftlichen Nutzfläche. Dominierend sind heute die von der bisherigen Landwirtschaftspolitik in Brandenburg besonders geförderten konventionellen Großbetriebe. Knapp 90% der landwirtschaftlich genutzten Flächen in Oberhavel werden von Betrieben mit mehr als 100 ha bewirtschaftet. Das in der Agrarwerbung dominierende Bild einer bäuerlichen Idylle existiert also auch in Oberhavel weithin nicht mehr. Die Erzeugung ökologisch hochwertiger Premiumprodukte, eine attraktive Tourismusregion und die Vermeidung ökologischer Schäden sowie der Abwanderung von jungen Menschen sind so kaum realisierbar. Der ländliche Raum Oberhavels kann sich mit dem Kurswechsel hin zu einer nachhaltigen und kleingliedrigen Landwirtschaft zu einer wirtschaftlich prosperierenden und ökologisch attraktiven Region entwickeln.

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