Glienicker Monopoly

18.04.15 – von Petra Bajorat-Kollegger –

Goldesel reck Dich, Goldesel streck Dich!

Wir sind eine reiche Gemeinde. Damit beziehe ich mich nicht auf die großen Häuser und die teuren Autos, die hier häufiger vorkommen als vielleicht anderswo und es ist nicht repräsentativ für alle Bürger unseres Ortes, aber die Gemeinde als solche ist eine Reiche. Voller Stolz wurde uns von der Verwaltung Kund getan, dass wir frei von Schulden sind. Nicht nur das, wir haben sogar was auf der Hohen Kante. Das ist wirklich erfreulich. Geld, das allen Bürgern zu Gute kommen sollte. Natürlich gibt es finanzielle Verpflichtungen, die erfüllt werden müssen. Aber es verbleibt trotzdem ein beachtliches Sümmchen als "Sahnehäubchen". Bei Ihnen würde jetzt der Familienrat tagen um zu entscheiden, welche Anschaffungen nun zusätzlich getätigt werden sollen. In Vertretung für alle Bürger Glienickes tun das zweiundzwanzig Gemeindevertreter mit vielen Ideen und Träumen, ein Bürgermeister und - nicht zu vergessen - die Verwaltung. Leider gewinne ich manchmal den Eindruck wir sind Teilnehmer beim Glienicker Monopoly. Hier wird mit den Millionen nur so um sich geworfen.

Grafik: Peter LipkaGroßzügigkeit ist prinzipiell eine gute Sache, aber man sollte sie nicht verwechseln mit Verschwendung. Es ist großzügig, wenn wir als Gemeinde die Sportvereine mit der Bereitstellung einer zusätzlichen Sporthalle unterstützen, aber es ist verschwenderisch, wenn bei der Ausstattung 300.000 Euro Mehrkosten hier und 100.000 Euro da keine Rolle mehr spielen sollen. Es ist in Ordnung, dass wir unsere Kulturvereine mit 5.000 Euro unterstützen, aber es ist mir ein Graus, dass wir 15.000 Euro für drei Modell-Zeichnungen für einen nicht beschlossenen Aussichtsturm bezahlt haben oder wenn wieder für viel Geld Konzepte erstellt werden, um dann in der Schublade zu landen. Auch den Bau einer neuen Mensa sollten wir heftigstens überdenken. Wieder Millionen, obwohl wir die derzeitige Mensa doch teuer in Stand gesetzt haben. Warum? Um sie nun wieder abzureißen? Monopoly!

Sicherlich, es ist sehr verführerisch, die eigenen Vorstellungen aus der Gemeinschaftskasse bezahlen zu lassen. Kaufen - verkaufen. Würfeln - drei Felder weiter rücken. Gehe über LOS. Ziehe eine Karte.

Aber das ist hier kein Brettspiel und es ist kein Spielgeld, auch wenn ich zugeben muss, dass man bei diesen Euro-Dimensionen manchmal den Bezug zur Wirklichkeit zu verlieren droht. Kommunaler Wohnungsbau und kostenfreie Kitas sind beim Monopoly nicht vorgesehen. Wir haben Verantwortung geschenkt bekommen. Und wir alle sollten daran denken, dass im Rathaus kein Goldesel steht, der sich auf Zauberspruch reckt und streckt und goldene Taler von sich gibt.

Auch in einer reichen Gemeinde ist das Geld mal alle.

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