Hohen Neuendorf: Bebauung Wildbergplatz – Stadtverordnete entscheiden sich für die Luxusvariante

Bild : Patzschke Architekten | bloomimages Berlin

27.08.21 –

Ein über knapp zwei Jahre vorbereitetes Auswahlverfahren geht zu Ende - die Stadtverordneten
haben sich am 26.8.2021 für einen von zwei vorausgewählten Bietenden entschieden – der Bauwert AG
mit dem höheren Anteil von Eigentumswohnungen und dem weniger attraktiven Nutzungskonzept.
Dem voraus erging Kritik auch an die Verwaltung – erst der Stadtentwicklungsausschuss am 17.8.
beriet erstmals öffentlich über die beiden Konzepte. Beiräte und Öffentlichkeit hatten nur eine gute
Woche Gelegenheit zur Beteiligung. Jugend- und Seniorenbeirat sprechen sich deutlich für ein
besseres und sozial verträgliches Mietwohnungsangebot aus.

Die Arbeit von T&T Grundbesitz GmbH wurde im Auswahlgremium am 12.6.2021 vor allem aufgrund
der weniger heimelig anmutenden Fassadengestaltung kritisiert. Die Blockkante mit eleganter
Rundung zur „Kaufland“-Kreuzung wurde fortan nur noch als „die Wabe“ definiert. Doch eine
zeitgenössisch-moderne, kleinteilige Architektur am Wildbergplatz fügt sich in die Umgebung von
Rathaus, Autohaus Hoffmann, Hotel Grüner Turm, den Schulen usf. besser ein als traditionsverliebte
Putz- und Ziegelbauten, die ihr Inneres, nämlich in beiden Fällen eine moderne Holz-Hybridbauweise,
eher verbergen. Die Debatte verblieb leider viel zu lange auf einer formalen Ebene, was man als
„schön“ oder „nicht schön“ empfinde.
Nicht ausreichend gewürdigt und in der Gesamtbewertung somit vereitelt wurden handfeste Vorteile
des T&T- Konzeptes:

  • überzeugenderes Nutzungskonzept, von dem mehr Menschen in Hohen Neuendorf profitieren dürften (Eltern+Kind-Café, Biomarkt, Gesundheitszentrum)
  • deutlich höherer Anteil an Mietwohnungen ggü. Eigentum (2/3 ggü. 1/3 oder 53 WE zu 25 WE)
  • mehr (79 zu 74) und kleinere (2,3 zu 2,75 Zi./WE) Wohnungen
  • höherer ökologischer Standard DGNB „Platin“ „wird angestrebt“
  • 10% höherer Kaufpreis und somit mehr Einnahmen für die Stadt
  • Fahrradabstellmöglichkeit auf EG-Ebene und Duschmöglichkeit (z.B. „mit dem Rad zur Arbeit“)
  • Wärmeschutz: „mind. KfW55“ (Erläuterungstext T&T). Bauwert: keine Angabe
  • ökologische Bauweise, die sich in der Gestaltung der Baukörper niederschlägt und nicht hinter konventionellen Putz- und Ziegelfassaden versteckt wird
  • Wohnraum für Jugendliche und junge Erwachsene und
  • eine bessere visuelle Korrespondenz mit geplantem Restaurant-/ Bürogebäude am Rathausplatz

Die grüne Fraktion bedauert, dass entgegen vieler in der Vergangenheit geäußerter Vorsätze anderer
Fraktionen und entgegen so mancher aktueller Wahlslogans (SPD: „Jetzt faire Mieten wählen“, DIE
LINKE: „Bei der Miete auf dem Teppich bleiben – Bezahlbare Mieten“) nun statt „sozial verträglichen“
Mietwohnungen vornehmlich hochwertige Eigentumswohnungen auf einer der zentralsten freien
Bauflächen Hohen Neuendorfs entstehen. „Dieser Ansatz widerspricht einmal mehr einem seitens
der SVV 2017 selbst beschlossenen Grundsatzpapiers - unserer Wohnungspolitischen
Umsetzungsstrategie“, so Oliver Jirka. Darin heißt es zum Wildbergplatz (Seite 56): „Vorrangig soll die
Neubebauung zur Wohnraumversorgung der älteren sowie jüngeren Bevölkerung (Starterhaushalte)
und Singlehaushalten in Hohen Neuendorf dienen.“ Preisgünstiger Wohnraum – Fehlanzeige!
Tröstlich: Sowohl Bauwert als auch T&T Grundbesitz warten mit einem ökologisch und energetisch
gut durchdachten Projekt auf. „Hätte man vor 10 Jahren einem Investor Holzbau, nachhaltig
produzierte Baustoffe und die Verwendung von erneuerbaren Energien für die Gebäudeheizung
abverlangt – man wäre wohl als Träumer hingestellt worden“, so Jirka.
Der Klimawandel ist da – und wenn überhaupt neu gebaut werden muss, dann nur im bestmöglichen
Standard.


von Oliver Jirka

Bild : Patzschke Architekten | bloomimages Berlin

 

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Bauen | Hohen Neuendorf | Jugend | Politik | Pressemitteilung | Senioren | Soziales

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