GRÜNER Brief ans Straßenbauamt

27.10.09 – von Petra Röthke-Habeck –

BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN haben in ihrer Stellungnahme zum Entwurf des Landesstraßenbedarfsplans den Verzicht auf eine Ortsumgehung Hennigsdorf gefordert. Alle vorgeschlagenen Straßenvarianten würden der Natur und der Bevölkerung erheblichen Schaden zufügen. Deshalb schlägt der bündnisgrüne Ortsverband eine Null-Plus-Variante vor. Mit dieser Variante wird der teure Ortsumgehungsneubau eingespart und die Verkehrs- und Umweltziele durch kostengünstige Maßnahmen an der Durchfahrtsstraße erreicht. "Effektiv und nachhaltig wirken Tempo 30 an bewohnten Abschnitten, ein Kreisverkehr an der Hauptkreuzung, Fußgängerüberwege mit Zebrastreifen, ein Lkw-Nachtfahrverbot (Anlieger frei) und ein besseres Angebot der Bus- und Bahnverbindungen Richtung Spandau und Berlin-Mitte. Zusätzlich können noch Flüsterasphalt und Lärmschutzwände in Betracht kommen." meint die Sprecherin des GRÜNEN Ortsverbands Petra Röthke-Habeck.

Zu den drei Varianten einer Ortsumgehung Hennigsdorf, die das Infrastrukturministerium vorgeschlagen hat, sowie zur Teilumgehung Nieder Neuendorf, welche die Stadtverwaltung Hennigsdorf favorisiert heißt es in der bündnisgrünen Stellungnahme an den Landesbetrieb Straßenwesen im Einzelnen:

Die ortsnahe Variante würde die gesamte Stadt Hennigsdorf von ihren direkt an die Wohngebiete angrenzenden Erholungsgebieten abschneiden. Zwischen bisher sehr ruhigen Wohngebieten, in denen mehr als 80 % der Hennigsdorfer Bevölkerung leben, und dem Stadtwald bzw. der Neuendorfer Heide würde die Schnellstraße eine breite Schneise schlagen. Die ortsnahe Variante würde dazu führen, dass die über Jahre erreichten Erfolge bei der flächenhaften Verkehrsberuhigung in Hennigdorf mit einem Federstrich wieder zunichte gemacht würden. Darüber hinaus wären ein ausgedehntes Flora-Fauna-Habitat-Gebiet in voller Länge sowie ein Landschaftsschutzgebiet von der Straße berührt. Allein aus diesen ökologischen und sozialen Gründen hätte die ortsnahe OU Hennigsdorf ohnehin keine Realisierungschance. Hinzu kommt, dass keine ausreichende Entlastung der Ortsdurchfahrt erreicht wird, um die dortigen Lärmimmissionen spürbar zu reduzieren. Die Verkehrsmenge würde lediglich um etwa ein Drittel reduziert. Eine Halbierung wäre jedoch notwendig, um deutliche Lärmminderungseffekte zu erzielen. Das Infrastrukturministerium sollte von dieser Variante Abstand nehmen.

Der ortsnahen und der ortsfernen Variante wird im Umweltbericht ein sehr hohes Umweltrisiko bescheinigt. BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN in Hennigsdorf stimmen dieser Einschätzung zu. Eine ortsferne Ortsumgehung Hennigsdorf wäre auch mit der L20n Nordumfahrung Falkensee im Zusammenhang zu betrachten. Beide Landesstraßen würden Schönwalde Siedlung tangieren und einengen. Beide Landesstraßen durchschneiden in engem räumlichem Zusammenhang den Naturraum mit Landschafts- und Naturschutzgebieten in sehr ruhiger Lage. Diese Doppelbelastung der Siedlung Schönwalde und des umliegenden Naturraumes ist unbedingt zu vermeiden. Sollte es zur Favorisierung der ortsfernen Ortsumgehung Hennigsdorf kommen, muss im Gegenzug auf die L 20n Nordumfahrung Falkensee verzichtet werden.

Im Landesstraßenbedarfsplan-Entwurf wird die Variante "Ortsdurchfahrtverlagerung" (Spange um Bombardier-Gelände) verworfen, weil sie die Ortsdurchfahrt im weiteren Verlauf zusätzlich belastet. Diese Variante geht daher an den Entlastungszielen vorbei. BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN stimmen dieser Einschätzung zu und weisen darauf hin, dass zusätzlich der Radfernwanderweg Berlin-Kopenhagen von dieser Variante betroffen wäre. Dies wurde im Umweltbericht nicht berücksichtigt und ist zu ergänzen.

Die ortsnahe Teilumgehung Nieder Neuendorf ist ebenso riskant für Natur, Landschaft und Bevölkerung wie die ortsnahe Ortsumgehung Hennigsdorf. Sie könnte zwar einen größeren Anteil des Verkehrs vom südlichen Abschnitt der Ortsdurchfahrt übernehmen. Der höhere Verkehrsanteil würde sich jedoch auch stärker auf die am westlichen Ortsrand angesiedelte Nieder Neuendorfer Wohnbevölkerung durch Lärm, Abgase und Trennwirkungen auswirken. Verkehrsverlagerung ist kein Selbstzweck. Sie muss auch zu einer deutlichen Gesamtentlastung führen. In dem langgestreckten Ortsteil Nieder Neuendorf leben über 80% der Bürgerinnen und Bürger in sehr ruhigen Wohngebieten. Eine Umfahrung Nieder Neuendorfs würde die Lärmsituation im gesamten Ortsteil verschlechtern. Der Ortsteil würde unter Trennwirkungen zu leiden haben. Unfälle mit querenden Fußgängern und Radfahrern auf der mit Tempo 80 befahrenen Umgehungsstraße wären vorprogrammiert.

Noch drastischer als die Variante um das Bombardier-Gelände, würde eine Ortsteilumgehung Nieder Neuendorf die Situation im weiteren Verlauf der Ortsdurchfahrt Hennigsdorf verschlimmern. Zusätzlicher Verkehr würde aus Berlin-Spandau angezogen, der dann den Verkehr an der Kreuzung Hauptstraße/Ruppiner Chaussee vollends zum Erliegen kommen ließe. Mit der Ortsteilumgehung Nieder Neuendorf wäre eine Schwachstellenentschärfung nicht erreichbar. BÜNDNIS 90/ DIE GRÜNEN halten daher die von der Stadtverwaltung Hennigsdorf favorisierte Ortsteilumgehung Nieder Neuendorf für eine Fehlplanung, die an den städtebaulichen, ökologischen und verkehrlichen Zielen der Stadt und des Landes vorbei geht.



Verantwortlich:

Petra Röthke-Habeck
Sprecherin
BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Ortsverband Hennigsdorf
Tel: 0177-6840562
www.gruene-ohv.de/hennigsdorf/

 

Kategorie

Hennigsdorf | Stellungnahme | Verkehr

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