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01.05.14 –
Mathias Glöckner steht auf dem Listenplatz 2 der Birkenwerderaner Grünen. Ihm ist vor allem die Entwicklung des Bahnhofsareals ein Anliegen. „Die rückwärtige Seite des Bahnhofs ist die reine Katastrophe“, sagt er. Das künftige Bürgerhaus sieht er auf dem Obermühlengrundstück – dort könnte es auch die Schule nutzen.
Mathias Glöckner, einer von mehr
als 1600 Birkenwerderanern über 65.
Was sind für dich die zentralen Themen, die in Birkenwerder in den nächsten fünf Jahren anstehen?
Mathias Glöckner: Das Wichtigste ist mehr Bürgerbeteiligung. Ich glaube, das ist in Birkenwerder auch leicht umzusetzen. Denn hier gibt so viele engagierte und kompetente Bürger, die mit der Gemeinde ins Gespräch kommen wollen. Damit das künftig auch klappt, haben wir ein paar Forderungen: Zum Beispiel Rederecht für Bürgerinnen und Bürger in den Ausschüssen der Gemeindevertretung. Und Runde Tische bei besonders wichtigen oder strittigen Vorhaben.
Mitsprache in der Gemeinde bezieht sich meist auf die Ortsentwicklung. Was ist dir dabei wichtig?
Grundsätzlich wollen wir bei der Ortsentwicklung darauf achten, dass sie im Ausgleich zwischen den Interessen der Kommune und den Interessen des Naturschutzes stattfindet. Ich persönlich finde die Entwicklung des Areals am Bahnhof besonders wichtig. Da steckt großes Potenzial drin – das haben Gemeinde und Bürgermeister bisher nicht energisch genug verfolgt. Der Bahnhof wird täglich von 5000 Pendlern benutzt. Für Geschäfte wäre das ein idealer Standort.
Die Gemeinde argumentiert bislang, das Gelände gehöre der Bahn und die sei ein schwieriger Verhandlungspartner.
Dass ist die Bahn kein einfacher Partner ist, das ist ja klar. Aber zum Teil ist das wohl auch nur eine Schutzbehauptung. Die Priorität des Bürgermeisters lag doch immer auf dem Grundstück gegenüber vom Rathaus. Es wäre besser gewesen, wenn er sich um das Bahnhofsgelände gekümmert hätte.
Was ist mit dem Regionalexpress?
Die Bahn sagt, das sei für sie durchaus ein interessantes Geschäft. Bislang scheitert es daran, dass das Land Brandenburg die Mehrkosten nicht tragen will. Da sollte man aber noch mal nachhaken. Unabhängig davon muss sich die Gemeinde aber um das Bahnhofsgelände kümmern. Das Gebäude sieht einfach nicht gut aus, und die rückwärtige Seite ist die reine Katastrophe. Auch auf dem Bahnhofsvorplatz könnte man viel machen, wobei das Denkmal natürlich erhalten werden muss. Für das alte Postgebäude gibt es jetzt schon Interessenten. Und natürlich brauchen wir zusätzliche Parkplätze und bessere Fahrradstellplätze am Bahnhof.
Moment: Ein Grüner, der Parkplätze fordert? Wie geht das zusammen?
Eigentlich finde ich, dass es im Ort ausreichend Parkplätze gibt. Und ich halte es für unglaublich, dass am Rathaus Parkplätze für ein paar hunderttausend Euro angelegt wurden – mit dem Geld hätte man an der Grundschule viel bewegen können! Auch die Parkplätze an der Erich-Mühsam-Straße sind viel zu einfallslos gestaltet – diese hässlichen Quader, die man auch in Hohen Neuendorf am Bahnhof findet. Noch schlimmer finde ich nur den Ausbau der Stichstraße zum Boddensee. Unmittelbar an der Liegewiese sollten doch keine Parkplätze sein!
Aber am Bahnhof?
Da brauchen wir welche, da geht es auch darum, Park & Ride zu ermöglichen. Birkenwerder ist groß, nicht jeder kann mit dem Fahrrad zum S-Bahnhof kommen. Apropos Fahrrad: Ich wünsche mir am Bahnhof einen Fahrradverleih mit Werkstatt.
Für die Berliner?
Für die Entwicklung des sanften Tourismus, ja. Da ist zwar schon einiges passiert in Birkenwerder – etwa die Einrichtung des Tourismus-Büros am Bahnhof. Aber man könnte noch mehr machen. Eine Fahrrad- und E-Bike-Station am Bahnhof würde bestimmt gut funktionieren, anderswo im Berliner Umland gibt es das auch. Und wir bräuchten einen Kanuverleih im Hafen von Birkenwerder. Das würde nicht nur Berliner anlocken, das wäre auch für uns Birkenwerderaner schön.
Wie stehst du zur Bebauung des alten Fußballplatzes am Rathaus?
Das Konzept mit dem Vollsortimenter ist natürlich völlig indiskutabel. Aber ich bin auch beim Bürgerhaus skeptisch. Ich finde, auf dem alten Fußballplatz sollte nur ein Bürgerpark angelegt werden, weiter nichts. Der bessere Platz für das Bürgerhaus wäre das Obermühlengrundstück. Aber wir reden in der Gemeinde sehr viel darüber, wo dieses Gebäude stehen und wie es aussehen soll. Mir fehlt bislang ein Konzept: Wie soll das Bürgerhaus genutzt werden? Darüber müssen wir noch nachdenken.
Du bist mittlerweile pensioniert. Vorher warst du Schulleiter von Beruf?
Von der Ausbildung her bin ich Jurist. Ich habe Jura an der FU studiert und dann mehrere Jahre dort am Institut für Arbeits- und Sozialrecht gearbeitet. Zur Schule bin ich erst später gekommen. Zuletzt war ich Direktor einer Sekundarschule in Reinickendorf. Meine Schule hat sich sehr früh mit Inklusion beschäftigt. Dabei habe ich gelernt, dass man sich den Schülern anpassen muss. Aber das ist nicht so einfach. Das kostet Geld. Man braucht mehr Personal, man braucht Teilungsräume.
Für Personal ist das Schulamt zuständig.
Wir als Gemeinde können aber für angemessene Räume sorgen. Das wäre beispielsweise eine Möglichkeit, das Bürgerhaus auf dem Obermühlenfeld zu nutzen. Eine andere ist natürlich, das Gebäude für Vereine und Seniorentreffs zu nutzen. Schließlich sind mehr als 1600 Birkenwerderaner über 65, das sind immerhin 20 Prozent der Bevölkerung. Ich selbst gehöre ja jetzt auch dazu, obwohl ich mich noch gar nicht so fühle – aber viele von den anderen bestimmt auch nicht. Für die Senioren im Ort brauchen wir auch Wohnungen, die es ihnen ermöglichen, in Birkenwerder zu bleiben, wenn ein Haus nicht mehr das richtige ist. Wir brauchen auch mehr Wohnungen für junge Leute – die sollen ja nicht abwandern, sondern nach Möglichkeit ebenfalls hier bleiben.
Würde dann die Kommune als Bauherr auftreten?
Nein, das nicht. Eine Möglichkeit wäre ein genossenschaftliches Modell. Das muss auch gar nicht in Birkenwerder passieren – Hohen Neuendorf ist ja in derselben Situation.
Dann müsste Birkenwerder mit unserem Nachbarn kooperieren?
Wir müssen ohnehin viel stärker mit Hohen Neuendorf kooperieren. Wir als Grüne schlagen beispielsweise einen gemeinsamen Klimamanager vor. Eine gemeinsame Buslinie wäre eine weitere Idee. Um solche Projekte mit Hohen Neuendorf anzuschieben, braucht man aber ein Forum. Das könnte ein gemeinsamer Ortsentwicklungsausschuss sein. Und den fordern wir deshalb auch.
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