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14.03.15 –
Hallo liebe Leser,
Chaos ist nicht immer ein Zustand völliger Unordnung und Verwirrung, in meinem Falle ist es schlicht der Name, auf den ich horche, wenn ich nicht gerade mal wieder an selektiver Schwerhörigkeit leide. Ich bin einer der 871 Hunde in unserer Naturparkgemeinde und gehöre - wie die meisten von uns - zur Rasse "Der tut nix."
Heute möchte ich Sie zu einem kleinen Spaziergang einladen. Lassen Sie uns in Gedanken ein bisschen durch den Ort schlendern. Loslaufen möchte ich in der Jungbornstraße und hier wird mir mein Hundeherz zum ersten Mal schwer, weil die Diskussion um die Fällung aller Straßenbäume in dieser und in weiteren fünf Alleen immer noch nicht vom Tisch ist.
Echt zum Jaulen, ein langer Weg direkt ins Naturschutzgebiet und völlig baumfrei. Wo Meinereiner dann das Beinchen heben kann, interessiert wohl niemanden!? Ich bin gut erzogen, ich gehe nicht an Zäune. Nun gut (oder auch nicht), kommen Sie weiter, von hier können wir zur Düne mit dem Buchennaturdenkmal wandern, durch ein winziges Waldgebiet, in dem leider manchmal nicht nur die Wildschweine ihren Dreck hinterlassen. Scherben und Metall in zarten Hundepfoten sind wirklich schmerzhaft.
Ach - und übrigens, nicht alle Hunde wissen, dass sie ihre Begleiter im Wald und im Park an die Leine nehmen müssen.
Jetzt geht´s Düne abwärts in die Leopoldstraße. Verkehrstechnisch die Lösung der Zukunft: Shared Space!
Es funktioniert ganz einfach: Fußgänger, Radfahrer, Autos, Rollatornutzer, Hunde, Katzen und spielende Kinder teilen sich ohne erkennbare Begrenzungen die gesamte Straße und jeder nimmt Rücksicht. Mein Wunsch: Mehr davon. Bis zur Karl-Liebknecht-Straße alles hübsch, nun lassen Sie uns nach links abbiegen, ich möchte gern zur Sonnengalerie an der Märkischen Allee - vor dem Supermarkt wartet manchmal meine Verlobte Yulka. Doch nun überkommt mich die Verzweiflung, mir fällt das Märchen ein von den Königskindern, die zusammen nicht kommen konnten ... Kaum eine Chance für Hunde, Kinder, Katzen und Rollatorläufer, die Fahrbahn unbeschadet zu überqueren. Nirgendwo ´ne Ampel und 50 Stundenkilometer erlaubt. Menschen haben komische Hobbys: Der Weg zum Einkaufsladen, zur Schule, zum Seniorenclub als Überlebenstraining? O.K. Schwanz einkneifen, Zähne zusammenbeißen, Augen zu und rüber. Geschafft!!!
Nun zum Einkaufszentrum, hier trifft man immer einen Lumpi, Waldi oder eine Aika. Früher konnte man direkt auf das Moscheegrundstück. Traum aller jungen Hunde: Wiese und Bäume. Nu is zu! Na ja, mit meinen leicht arthrotischen Hüften wäre ich sowieso nicht mehr bergauf gekommen. Ich frage mich, wie die älteren Leute hoch kommen werden, die hier in die drei geplanten Wohnblocks einziehen sollen. Also wieder zurück auf die Hauptstraße, geht nicht anders. Am Michael-Bittner-Parkplatz (Frauchen sagt immer: "Wir sind der einzige Ort mit einem Gedenkparkplatz") vorbei zur Skaterbahn und endlich ist der Bürgerpark in Sicht. Doch Pfote auf´s Herz, da kann man wirklich nur die Ohren hängen lassen.
Ich hatte mir viele nette Plätzchen mit Bänken und Tischen zum Picknicken vorgestellt, Blümchen zum Beschnuppern, vielleicht das leise Plätschern eines Wasserfalls. Statt Wasserfall - eine Treppe ins Nichts, statt Blümchen - Müll. Statt Verweilen will jeder eilen. Die Krönung: ein völlig marodes Hundeklo an exponierter Stelle.
Ich will jetzt nur noch nach Hause ins Körbchen und davon träumen, wie schön dieser Ort sein könnte. Ich glaube Frauchens Fraktion hat da schon ein paar Ideen, die mir gefallen könnten. Vielleicht so toll wie der Vorschlag für den neuen Jugendclub und seiner Dachterrasse mit Blick auf´s Ganze - ich als Hund habe gern den Überblick - Sie auch? Dann gehen Sie doch auch mal durch Glienicke und versuchen es aus meiner Perspektive zu betrachten.
Herzlichst
Ihr Chaos in Glienicke
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