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24.02.21 –
Unsere politische Urteilsbildung für eine Schullandschaft Oberhavel basiert auf den übergeordneten Zielen bündnisgrüner Bildungspolitik, wie sie hier beschrieben sind:
Wir sind uns darüber im Klaren, dass sich Bildungspolitik und -verwaltung in einer Verantwortungsteilung zwischen dem Bund, dem Land Brandenburg, dem Landkreis Oberhavel, den Kommunen und den einzelnen Bildungseinrichtungen vollziehen. Gerade deshalb sehen wir es als wesentlich an, dass sich jede der Verantwortungsebene der übergeordneten inhaltlichen Bildungsziele gewärtig ist. Denn auch eine Entscheidung über Räume oder Technik – um zwei Beispiele herauszugreifen – ist eine Entscheidung, die im Kern die Pädagogik beeinflusst.
Aus den oben genannten Bildungszielen ergeben sich folgende Forderungen für Oberhavel:
1. Wir setzen uns ein für ein möglichst langes gemeinsames Lernen. Deshalb geben wir bei Neugründungen Schulen den Vorzug, die gemeinsames Lernen ermöglichen und/oder die Durchlässigkeit des Schulsystems erhöhen. Unser Vorbild ist dabei die Gemeinschaftsschule, die Kindern und Jugendlichen das gemeinsame Lernen ohne Brüche bis zum Abschluss ermöglicht. Zudem geben wir neuen Gesamtschulen mit Zugang zum Abitur Vorrang gegenüber neuen Gymnasien.
2. Wir setzen uns ein für den Schulcampus wie zurzeit zum Beispiel in Gransee verwirklicht, der eingebunden ist in die Kommune und Kindern das gemeinsame Lernen von der 1. Klasse bis zur weiterführenden Schule ermöglicht. Eine altersübergreifende Schul-Nachbarschaft (Schulcampus) ist aus pädagogischer Sicht dem altershomogenen Schulzentrum überlegen, bei dem Schulen verschiedener Bildungsgänge (Oberschule, Gymnasium) nebeneinander existieren, aber nicht kooperieren.
3. Wir fördern die Profilierung der Oberschulen mit berufsorientierender Schwerpunktsetzung, z.B. Kooperationen mit Betrieben zur Durchführung berufsorientierender Schülerpraktika, Berufsberatung in den Schulen und Einrichtung von Praxisklassen.
4. Wir setzen uns ein für den Ausbau des Ganztags an Schulen. Das gilt es bei allen Planungen auch in räumlicher und technischer Hinsicht zu berücksichtigen. In allen Planungen Bildungseinrichtungen betreffend ist die Notwendigkeit des gemeinsamen Mittagessens und möglichst auch des Kochens frischer Mahlzeiten zu berücksichtigen. (Gibt es konkrete Hinweise, wo es noch fehlt an Ganztagsangeboten?)
5. Wir wollen wohnortnahe Schulen – auch in ländlicher Region. Die Fahrzeiten vieler Schülerinnen und Schüler sind deutlich zu lang, die Gleichstellung der Bildungschancen innerhalb unseres Landkreises ist nicht gegeben. Deshalb setzen wir uns konkret ein für eine Oberschule in Fürstenberg, sei es als Zweigstelle der Werner-von-Siemens-Oberschule in Gransee oder als Ausgründung. Eine Einbeziehung landkreisüberschreitender Schüler*innenschaft sollte selbstverständlich sein und nicht an bürokratischen Hürden scheitern.
6. Aus gleichem Grund sind wir für die Erhaltung auch kleiner Schulstandorte, sowohl der Grundschulen als auch der Oberschulen.
7. Inklusive Bildungsangebote äußerer und innerer Differenzierung sollte an jeder Schule unseres Landkreises selbstverständlich sein. An den Entscheidungen über die Einrichtung eines Kurssystems (äußere Differenzierung) werden die Schulgremien einbezogen.
8. Wir wünschen uns die Einbeziehung der Kommunen in ihrer Verantwortung für die Vielfalt der Schullandschaft von Klasse 1 bis 10. Für Oberschulen kann die kommunale Trägerschaft ein Gewinn sein, denn sie kann Gemeinschaftssinn stiften und die Öffnung in kommunale Netzwerke befördern. In Fragen der Trägerschaft sind Elternvertreter und Schulgremien willensbildend in den Prozess der Veränderung einzubeziehen.
9. Wir geben dem Aus- und Umbau bestehender Gebäude einem Neubau von Schulen den Vorzug. Denn wir müssen auch im Bildungsbereich den Anforderungen des Klimaschutzes Rechnung tragen, weniger Ressourcen verbrauchen und weniger Fläche versiegeln.
10. Neu- und Umbauten müssen ökologischen Kriterien entsprechen. Betriebswirtschaftliche und gesellschaftliche Folgekosten sind zu berücksichtigen. Baukonstruktion, Haustechnik und Baumaterialien müssen strenge Kriterien hinsichtlich Nachhaltigkeit und Energieeffizienz erfüllen. Holzbau ist zu bevorzugen.
11. Bei allen baulichen Neu- und größeren Umbauplanungen von Schulstandorten sollten in sehr frühen Projektentwicklungsphasen Pädagog*innen und Planer*innenbereits vor den eigentlichen baulichen Planungsphasen zusammen in Konzeptfindungsteams die pädagogischen und planerischen Rahmenbedingungen für das Vorhaben entwickeln. Die sogenannte Leistungsphase 0 sollte seitens des Kreises verbindlich implementiert werden.
12. Wir fordern eine konsequente Modernisierung und den Ausbau der Sportstätten und Sportanlagen der Schulen nach ökologischen Kriterien. Ein Förderprogramm des Landkreises für Schulen in kommunaler Trägerschaft ist wünschenswert. Auch werden langfristigen Folgen der Pandemie eine Neubewertung von Gesundheits- und Bewegungsförderung erfordern.
13. Besonderes Augenmerk legen wir auf die personelle und technische Infrastruktur von Bildungseinrichtungen für digitale Bildung. Wir fordern alle politischen Ebenen auf, sowohl bei der Finanzierung als auch bei der Umsetzung bürokratische Hemmnisse abzubauen und jede Schule in die Lage zu versetzen, ein eigenes Profil im Hinblick auf die digitale und Medienbildung zu entwickeln und zu verwirklichen. Dazu verweisen wir auf unser Papier „Bildung digital: Mit voller Kraft für die Schülerinnen und Schüler“ (August 2020)
14. Eine vorausschauende Bildungspolitik kann in der Schulentwicklungsplanung aus Fehlern lernen, indem die Datenbasis erweitert und Ursachen für Abweichungen zwischen Plan und Ist in der Vergangenheit einbezieht. Zu einer vorausschauenden und umsichtigen Planung zählt eine verlässliche Datenbasis, die sich aus vielfältigen Quellen speist, zum Beispiel auch Flächennutzungspläne (Neubaugebiete), Zuzugsprognosen, Wanderbewe¬gun¬gen der Schülerinnen und Schüler in Sekundarstufe I etc. mitberücksichtigt. Im Bildungssektor sollte stets der strengste Maßstab angelegt, im Zweifel großzügig geplant werden, um spätere Engpässe zu vermeiden, welche die Zukunftschancen unserer Kinder und Jugendlichen schmälern könnten.
Oberhavel, 18.03.2021
Fragen bitte an Ingrid Hüchtker: vorstand(ad)gruene-ohv.de
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